"Ich verbinde mit diesem Buch die Hoffnung, dass die Worte darin ein weite­rer Schritt auf dem Weg sind, der Wahrheit die Ehre zu geben und damit die Macht zu entmachten. Hinter den Stand kann nun keiner mehr zurück. Das ist enorm wichtig. Ich bin sicher, dass der "Unheilige Berg" nun die Gespräche auf eine neue Ebene heben wird. Er ist ein Meilenstein in der Debatte."

Pater Godehard Brüntrup SJ

 

 

"Ich glaube, dass Sie ein wichtiges Buch geschrieben haben, gerade auch weil es an manchen Stellen "unbequem" ist."
Stefan Vesper, Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken

 

 

"Herausgekommen ist eine genaue und atemberaubende Analyse von Strukturen und „Kulturen“, die den Missbrauch ermöglicht haben. Ein wichtiges, hochaktuelles und spannend zu lesendes Buch!"

Claudia Igney, Vielfalt e. V.

 

 

„Es gibt nur wenige, so wie Ebba Hagenberg-Miliu, die sich dem Thema stellen und langfristig dran bleiben. Mögen aus solchen Büchern einmal Bestseller werden!"
Norbert Denef, Vorsitzender von netzwerkB

 

 

„Dieses Buch ist ein Baustein für das Projekt einer ge­samtgesellschaftlichen Aufarbeitung der Gewalt gegen Kinder und des Missbrauchs von Kindern."

Matthias Katsch, Sprecher des Eckigen Tischs

 

 

"Das vorliegende Buch ist ein Meilenstein der Aufklärung über die Miss­brauchsfälle am Aloisiuskolleg. Ohne die Betroffenen, die darin sprechen, ist die weitere Aufarbeitung nicht möglich. "

Heiko Schnitzler, Geschäftsführer des Eckigen Tischs

 

 

 

"Das Buch vermittelt im Unterschied zu den wissenschaftlichen Studien über den Missbrauch am Aloisiuskolleg die Ich-Perspektive der Betroffenen. Es wird bei uns im Haus eine gewichtige Rolle spielen. Es gibt keinen Schlussstrich. Für mich ist es eine Wunde, dass sich nur der frühere AKO-Rektor Pater Theo Schneider als Autor verweigert hat."

Pater Johannes Siebner SJ, AKO-Rektor

 

 

 

"Herzlichen Glückwunsch zu der Herausgeber-Leistung und auch der Gesamtleistung der  Jahre seit 2010."

Pater Klaus Mertes SJ

 

 

 

 

“Das Buch ist die erste Tat einer wirklich gerechten Aufarbei-

tung. Erstmals werden Missbrauchsopfer, die Politik und die Institution, an der sich die Taten abspielten, an einem Ort zusammengeführt, der für jeden zugänglich ist: in einem Buch für jedermann.”

Simon Kolter, 15, Chefredakteur der Schülerzeitung des Aloisiuskollegs

 

 

 

"Der "Unheilige Berg" ist ein Pionierwerk, das detailliert  Machtmissbrauch an einer deutschen Schule beschreibt."

Anselm Neft, Schriftsteller

 

 

 

„Ich finde, dass es ein großartiges Buch geworden ist.
Besonders die "Breite" der Autorinnen und Autoren beeindruckt mich und zeigt, wie gut Sie als Interviewpartnerin angenommen worden sind und in welchem Umfang Ihre journalistische Arbeit anerkannt ist."

Professor Arnfried Bintig

 

 

 

"In "Unheiliger Berg" wird der Machtmiss-brauch am Ako aus allen Perspektiven analysiert: von Betroffenen und Angehörigen, Mitschülern, Vertretern von Schule, Internat und Orden, von Politik, Justiz und Opferschutz."

Bettina Köhl, General-Anzeiger Bonn

 

 

 

"Ein hervorragendes Buch hat die Bonner Kollegin Ebba Hagenberg-Miliu da herausgegeben: Da kann man viel darüber lernen, wie im Jesuitenorden mit dem Thema umgegangen wurde und wird."

Christoph Fleischmann, Journalist

 

 

 


"... Wie sehr die Opfer auch Jahre nach dem Missbrauch noch lei-

den, hat gerade erst ein neu erschienenes Buch mit dem Titel „Unheiliger Berg“ eindrücklich dar-

gelegt."

Walter Bau, WAZ

 

 

 

 

"Das Ergreifende auf 288 Seiten sind die Darstellungen ehemaliger Opfer und ihrer Angehörigen. Ihre Scham vor Entdeckung auf der einen Seite und die perfide Vorgehensweise insbesondere des ehemaligen Schulleiters, um sich seinen Opfern anzunähern."

Philipp Königs, Bonner Rundschau

Leseproben: Kindernacktfotos

 

 

 

Sacro Pop

Von Miguel Abrantes Ostrowski

 

„(…) Wie Pater Steinfels dann auf die Aktfotografie gestoßen ist, weiß ich nicht. Irgendwann aber schrien seine erotischen Phantasien nach nackten Körpern junger Knaben. Und Werner und ich wurden zu seinen Modellen. (...)

Pater Steinfels war von unserm Aussehen absolut begeistert, er holte seinen Fotoapparat und knipste los. Danach schickte er uns zum Duschen. Während wir uns im Duschvorraum entkleideten, fotografierte Steinfels weiter. Sogar beim Duschen knipste er emsig weiter. Worauf er mit seiner Linse zielte, kann ich nicht genau sagen, da mir Seife vom Haarewaschen in die Augen gelaufen war, aber ich denke, heute würde man solche Fotos ins Internet stellen. Als Zugabe bat er uns, noch ein paar Aufnahmen im Park machen zu dürfen. Selbstverständlich ohne Handtuch oder Bademantel.

Wir also, noch mit Shampoo in den Haaren, raus auf die Wiese. Dussten wir uns auf irgendwelche Steine setzen und an Baume lehnen (Gott sei Dank nicht reiben) - anscheinend stellten wir uns nicht allzu dumm an. Pater Steinfels jedenfalls knipste und knipste, bis mehrere Filme voll waren. (…)

Beim morgendlichen Duschen saß Pater Steinfels auf einem Hocker am Eingang des Duschvorraumes und hieß uns willkommen. Seinen Bademantel trug er lässig geöffnet, sodass jeder direkte Sicht auf sein langes Gemächt hatte. Den Platz für seinen Hocker hatte er so ausgewählt, dass kein Hindernis die Sicht auf das Treiben seiner Knaben versperrte. Zum Abschuss des morgendlichen Duschens spritzte er jeden mit eiskaltem Wasser ab. Hierzu musste man sich unter die erste Dusche stellen. Ein eisiger Strahl traf einen von oben aus dem Duschkopf, und Pater Steinfels bespritzte einen zusätzlich mit einem gelben Schlauch, den er extra dafür installiert haben musste. Man hatte den Eindruck, für ihn war das höchster Lustgewinn. (...)“.

 

Der Autor war AKO-Internatsschüler, arbeitet heute als Schauspieler und ist Mitglied des Eckigen Tischs. Der Ausschnitt stammt aus „Sacro Pop“ von 2004. dem Schlüsselroman im AKo-Skandal.

 

 

 

Ebba Hagenberg-Miliu

Abwarten mit Gelassenheit

 

"(...) Die Botschaft des offensichtlich nicht nur pubertär-prallen Romans war bei seinem Erscheinen Anfang 2004 für jeden dem AKO Nahestehenden eindeutig. Hier war nicht Fiktion am Werke. Die Botschaft des Romans hieß: Ein über Jahrzehnte am AKO regelrecht diktatorisch herrschender Pater konnte an Schutzbedürftigen ungebremst seine „dunklen Phantasien“ ausleben. Und dabei wurde er offensichtlich von keiner Seite gebremst.

Abrantes selbst hat das Schreiben dieses Buches, letztlich ein Hilfeschrei, im Nachhinein in Interviews als seine persönliche Art der Aufarbeitung bezeichnet. „Man kann sagen, dass ich noch einigermaßen gut weggekommen bin. Ich wurde nie vergewaltigt, habe keine körperlichen Schäden. Doch was bleibt, ist Misstrauen und Unfähigkeit zur Nähe. Nicht nur bei mir. Aus meinem Abschlussjahrgang sind nur ganz wenige Männer verheiratet“, sagte er im März 2010 dem Magazin „Stern“. (...)Wie waren die Reaktionen? Im Kolleg selbst schrillten Anfang 2004 auf jeden Fall sofort die Alarmglocken, da die beschriebenen Personen und Orte für Eingeweihte zweifelsfrei dem AKO zuzuordnen waren. „Das AKO wollte den Autor damals wegen Rufmords verklagen“, blickte Pater Roers als Ordensinsider 2012 zurück. Denn die Empörung des Kollegsrats richtete sich laut Protokoll vom 26.01.2004 keineswegs gegen den Beschuldigten in den eigenen Reihen, sondern nur gegen den Schreiber des Buches. Hier würden „Internatsleitung, Lehrer und Erzieher (...) in unverschämter Weise dargestellt. Da die Veröffentlichung dieses Buches sicherlich nicht verhindert werden kann, soll Herr Haep anwaltlichen Ratschlag einholen, um zu erfahren, in welcher Weise wir uns gegen dieses Buch wehren und wie wir ihm in der Öffentlichkeit entgegen treten können“, gab man Weisung an Christopher Haep, den damaligen stellvertretenden Internatsleiter. (...)"

 

Die Autorin ist Herausgeberin des "Unheiligen Bergs".

 

 

Werner Permanent

Der Missbrauch des Missbrauchs

 

"(...) Mir war der Missbrauch, den P. Stüper in meiner Unterstufenzeit begangen hatte, bis dahin eher als das peinliche Gefühl „ich nackt im Park, die anderen angezogen“ präsent geblieben. Doch bis heute kann ich die Grashalme kitzeln spüren, als wir nackte Schüler uns auf die Wiese des Internatsschlosses Stella Rheni (Stella) legen mussten, damit unser Internatsleiter, der Pater, von uns, von seinen Schutzbefohlenen, Fotos machen konnte.

Das „Outing“ dieser Pein bei einer öffentlichen Lesung von Miguel Abrantes in einem Berliner Club im September 2005, bei der ich im Publikum saß, ließ mich das Gefühl differenzierter spüren: Trotz Anonymität in Abrantes` Buch spürte ich Scham und Makel, verbunden mit der Wut und dem Bewusstsein, dass allein Stüper verantwortlich für mein Gefühl war. Verantwortlich durch das Unrecht, das er uns Kindern angetan hatte. Und nicht etwa Abrantes, der damals als nestbeschmutzer von der Kollegsgemeinde "durchs Dorf" getrieben wurde..Dass Stüper, was auch damals schon bekannt war, mich und andere Kinder geschlagen hatte, dass er willkürlich und jähzornig gewesen war, erwähne ich hier deshalb noch einmal ausdrücklich. Das Gefühl des Makels ist vielleicht die Antwort auf die Frage, warum ich nicht selbst damals öffentlich aktiv geworden bin, obwohl ich schon als Kind wusste: Was der macht, ist falsch. Das verdankte ich meiner familiären Erziehung. 2005 steckte ich in einer Falle. Was sollte ich tun? (...)

 

Der anonyme Autor war selbst Opfer des Nacktfotografen Pater Ludger Stüper am AKO.

 

 

Pater Ludger Stüper (gestorben 2010)

Text seines einzigen Briefs an einen von ihm nackt Fotogafierten

(im Text: Werner Permanent, Der Missbrauch des Missbrauchs)

 

„Lieber X, vor einem Jahr etwa warst Du mit Y zu einem Besuch im AKO, und ich habe mich sehr gefreut, Euch wiederzusehen. Aus den Jungen waren gestandene Männer geworden. Dass Dein Besuch vielleicht noch einen besonderen Grund gehabt hätte, darüber bin ich erst später ins Nachdenken gekommen, als ich durch Frau Doktor Raue, die Dich wohl kennengelernt hatte, noch einmal mit der unseligen Geschichte meiner Nacktaufnahmen von Dir und Deinem damaligen Freund konfrontiert wurde. Mir ist damals nicht bewusst geworden, dass ich durch meine Bitte, Euch nackt fotografieren zu dürfen, Euer Schamgefühl verletzt haben könnte. 4 Fotos habe ich damals gemacht, von denen 2 auf Grund der mangelnden Lichtverhältnisse missraten sind und 2 andere durch den Stellungswechsel im Park sehr gut geworden sind. Die habe ich dann auch behalten.

Kurz und gut: diese Fotoaffäre ist mir immer wieder vorgehalten worden, und ich möchte versuchen, sie durch meine ausdrückliche Entschuldigung Dir […] gegenüber aus der Welt zu schaffen.

Sollte sich ein Treffen zwischen uns – etwa durch einen neuerlichen Besuch Deinerseits – arrangieren lassen, würde ich diese Entschuldigung mündlich nachholen, denn mir liegt viel daran, dass zwischen uns alles wird, wie es früher war.

Mit großem und ehrlichen Bedauern, P. Ludger Stüper

(Grüße an Y und Deine Mutter!)“

 

Der Briefschreiber war über 40 Jahr "Ako-Herrscher". Er ist der Hauptbeschuldigte der Ako-Missbrauchsfälle bis 2008. Bis zu seinem Tod 2010 wurde gegen ihn strafrechtlich ermittelt.

 

 

 

 

Ebba Hagenberg-Miliu

Wie das Ako seine Chance, aufzuklären, verspielte

 

 

"(...) Aber kam denn diese Botschaft des AKO-Absolventen Miguel Abrantes Ostrowski 2004, also sechs Jahre vor Publikwerden des Missbauchsskandals, überhaupt in der Öffentlichkeit an? Ein Blick auf die sofort nach Erscheinen munter eingehenden Einträge im Verkaufsportal Amazon zeigt eine deutliche Entwicklung. (...) Bis plötzlich Einer zum Einhalten riet: Abrantes biete einen „wirklichen Schocker – das Buch beginnt harmlos, dann bekommt man `ne kalte Dusche – ich war echt entsetzt!“

 

Er habe gerade eine Therapie beendet. „Und nun brachte mir dieses Buch wieder die oberheftigsten Flashbacks“, schockte auf einmal auch ein Ehemaliger mit Betroffenenwissen. Der Abrantes-Roman sei „das Tagebuch unserer Jugend“, mahnte ein anderer. An vielen Stellen sei er traurig geworden, denn es stecke so viel Wahres zwischen den Zeilen, gab ein weiterer Leser zu bedenken. „Meine Mutter erzählt mir täglich, wie viel Aufsehen dieser Report in Bonn aufwirbelt“, meinte ein weiterer. Endlich habe die Ex-Hauptstadt ihren „Kleinstadt-Skandal“. Das Buch werde „die Jesuitenzöglings-Fraktion“ spalten, sah ein anderer Leser voraus. Denn auch im Verkaufsportal war längst auch die Fraktion der unbedingten AKO-Verteidiger auf den Plan getreten. „Ein absolut überflüssiges Buch“ sei das, „übertrieben, verzerrt und persönlich verletzend“, „beschämend, ja sogar undankbar“, hetzten Schreiber. Miguel Abrantes Ostrowoski, der dem Kolleg doch so viel zu verdanken habe, geriet zur Zielscheibe, zum Nestbeschmutzer. Er möge doch am besten eine Psychotherapie besuchen. Sein Buch sei „eine bedauerliche Entgleisung“, die „verbale Diarrhoe eines offensichtlich zu kurz Gekommenen“, höhnten Leser. Also „Finger weg“. (...)"

 

Die Autorin ist die Herausgeberin des Buches.

 

 

 

Der Missbrauch des Missbrauchs

Von Werner Permanent

" (...) Am 6. April 2011 reagierte ich auf ein exklusives Angebot an mich, das ich inzwischen per Telefon erhalten hatte, persönlich und allein Stüpers Nachlass zu sichten: Ich schlug es aus, da ich mich dem Druck nicht gewachsen sah, als einziger Betroffener diese Bilder zu kennen. „Ich würde zum Mitwisser von Stüper und Schneider. Wie würde ich reagieren, wenn ich z.B. Freunde zweideutig fotografiert entdeckte? Behielte ich das Wissen als Geheimnis, würde es auf mir lasten; würde ich das Exklusivwissen veröffentlichen, stünde ich mit in der Verantwortung gerade Dritten gegenüber, müsste Auskunft geben“, schrieb ich dem Orden.   Ich wisse von anderen Betroffenen, dass auch bei ihnen Interesse an der Aufarbeitung mit diesen Bildern bestünde. Man müsste ihnen nur eine offene Chance und die entsprechende Information geben. (...)

Zusammen mit dem anderen Betroffenen flog ich also am 2. Dezember 2011 nach München. (...) Ein Pater brachte uns mehrere Kästen mit Fotos.Es gab davon zwei Arten: lose Fotos in Kisten und schwere Fotoalben. Manche Bilder waren vorsortiert und mit farbigen Markierungen versehen.  (...)

Ich habe jetzt im Nachhinein einen Großteil meiner Mitschüler, auch ältere und jüngere, besonders Internatsschüler, auf diesen Bildern erkannt. Nichts Explizites oder Genitales – wohl keine Pornografie, aber dennoch meines Erachtens alles schwere Übergriffe, zu oft freizeitlich getarnt. Aber, und die Wirkung dieser Bilder sitzt bis heute tief: Es gab auch Fotos von Kindern im Bademäntelchen, abends im herbstlichen Wald oder Park. Kinder, die nicht glücklich aussahen, wehrlos und frierend.

Wenn ich an diese Bilder denke, kocht die Wut in mir hoch, und ich muss gegen Tränen kämpfen. Ich fühle mit diesen Kindern, weil ich ihre Ohnmacht kenne und sie selbst noch heute fühlen kann. Und mich bewegen Fragen wie: Was machten diese Kinder dort? Was war vor und nach dem Fotografieren passiert? – Ich konnte es mir denken. Warum mussten die Kleinen dort allein sein? Wie kam dieser kranke Mann dazu, sie so abzulichten?  (...)"

 

 

"Werner Permanent" war AKO-Interantsschüler der 1980er und 1990er Jahre. Er ist heute Mitglied der Betroffenengruppe Eckiger Tisch.

 

 

 

Ich musste mich ausziehen

Von NN

 

„(…) Eines Tages befahl Pater „Georg“ mich in den Raum mit Terrasse zum Park. Ich musste mich ausziehen. Pater „Georg“ hatte eine Photoausrüstung und eine Super8-Kamera dabei. Er photographierte mich in der Bibliothek beim Ausziehen. Anschließend gab er mir eine rote Badehose zum Anziehen, die etwas zu groß war. Danach hatte ich mit Hundewelpen im Arm zu posieren und herumzulaufen, wobei mich Pater „Georg“ filmte. Ich fand das alles unpassend, wagte aber nicht, ihm zu widersprechen, da ich Angst vor ihm hatte (…)

Die Erziehungsmethoden Pater „Georgs“ lassen sich zusammenfassend im Ausdruck „Zuckerbrot und Peitsche“ auf den Punkt bringen: Im Schaffen einer permanenten Atmosphäre der Unberechenbarkeit war es Kindern, zumal sensiblen, nicht möglich, dem irgendetwas entgegen zu setzen. So wurden sie zu hilflosen Objekten des Lustgewinns dieses Herrn. Dazu kommen andere Traumata, verursacht durch die allgemeine Toleranz primitiver Gewaltausübung schutzbefohlenen Kindern gegenüber, die in völligem Gegensatz zu dem ostentativ ausgeübten Katholizismus standen – von Pädagogik ganz zu schweigen.

Das Ergebnis war bei mir, dass es Pater „Georg“ gründlich gelungen ist, mein zwischenmenschliches Vertrauen tief zu beschädigen, so dass ich mit den Folgen bis heute kämpfe. Hierher lässt man die Kindlein besser nicht kommen. (...)

 

Der Autor war Internatsschüler der 1970er und 1980er Jahre.

 

 

 

 

Wer über die Bilder herrscht

von Pater Georg Maria Roers SJ

 

"(…)  Wie entstanden die Bilder vieler AKO-Schüler, von denen hier die Rede ist? Die Jungen auf den zahllosen Fotos wurden entsprechend arrangiert wie für ein Stillleben, oft in einer schwülen, dunklen Stimmung. Das Lächeln wirkt zuwei­len gedrückt. Hauptsache, das Hinterteil des Kindes kommt in den erotisch auf­geladenen Blick des Fotografen. Keine Mutter der Welt würde ihr Kind so foto­grafieren. Schon der Akt der Ablichtung ist hier ein Missbrauch klerikaler Macht. Was hat den Täter dazu getrieben, unaufhörlich den Auslöser seiner Ka­mera zu betätigen?(...)

Die größte Ehre war es, den Schlüssel zum Fotolabor zu besitzen. Hier im Allerheiligsten, neben dem Weinkeller im Schloss, wurde entwickelt, was die Beute hergab. Es war gewissermaßen die Hexenküche des Zaubermeisters. Das Muster einer Lust besteht darin, dass sie solange anhält, bis sie befriedigt wird. Ein Mensch, dessen Sinne ganz und gar auf Kinder ausgerichtet sind, denkt nicht darüber nach, was er beim anderen anrichtet. Er richtet und handelt eigenmächtig, die Zahlen über die Einzeltäter bestätigen das. Da das Verhältnis von Fotografierendem und Fotografierten niemals auf Augenhöhe ist, werden permanent Rechte verletzt. Die Kinder werden zum Objekt degradiert. Alle Kraft wird vom Täter darauf verwendet, seinen Plänen, seinen Gelüsten nachzugehen. Dass die Jungen auch Rechte am eigenen Bild haben, gehört in den Bereich ihrer seelischen und körperlichen Unversehrtheit. Diese kam dem S.L. nie in den Blick. Nie hat er sich in die Situation der Kinder versetzt. Wen der S.L. fotografierte, der gehörte zum Kreis der Auserwählten. Der Herrscher bestimmte willkürlich. (...)"



Der Autor ist Jesuit, war Ende der 1980er Jahre zwei Jahre Erzieher am AKO. Seit 2013 ist er Erzbischöflicher Beauftragter für die Bereiche Kunst und Kultur in Berlin. 

 

 

 

 

Unheiliger Berg

Von Ebba Hagenberg-Miliu

 

„(…) Möge das Buch als ein weiterer Schritt im Aufarbeitungsprozess dazu beitragen, dass bald nicht mehr vom „Unheiligen Berg“ berichtet werden muss. Und dass in der Debatte um Kindernacktfotos das Leid der Opfer nie aus dem Blick gerät. (…)“

 

Die Autorin ist die Herausgeberin des Buches.

 

 

 

Christopher Haep

Streitgespräch mit Heiko Schnitzler

 

„(...) "Verschiebung der Normen“. Das betrifft ganz viele Bereiche des Kollegs. Wie wurden die Normen verschoben, so dass plötzlich normal wurde, was niemals normal hätte sein oder als normal akzeptiert werden dürfen? Wie wurden Dritte zu Duldern in dieser Strategie? (Und ich glaube, es war wirklich eine Strategie.) Ein Beispiel: Auf der rechten Seite von Pater Stüpers Bürotür im Flur des 1. Stocks der Stella Rheni hing seit 1995 oder 1996 eine DINA3 große Schwarzweiß-Fotografie, die einen im Gegenlicht fotografierten nackten Jungen (einen ehemaligen AKO-Internen) in Rückenansicht zeigte. Das Bild habe ich 2006 dort abgehängt. Eigentlich muss das doch ein Skandal sein, Fotografien nackter Schüler in einer pädagogischen Institution! Warum scherte sich zehn Jahre lang niemand um das Bild? Es wurde als „normal“ akzeptiert, dass es da hing, weil Pater Stüper es da haben wollte. Wie konnte die „Norm“ so verschoben werden? Man muss wissen, dass das Bild von Pater Stüper in den 1980er Jahren aufgenommen war. Er verfolgte über Jahre schleichend die Strategie der „Normalisierung“. Zehn Jahre ruhte das Bild irgendwo verschlossen. In der Zwischenzeit wurde hier eine nackte Statue, dort ein erotischer Druck installiert, Bilder im AKO-Heft veröffentlicht, irgendwann dann auch die besagte Fotografie neben Pater Stüpers Büro aufgehängt. (...)

 

Der Autor ist seit vielen Jahren Internatsleiter am Aloisiuskolleg

 

 

 

Heiko Schnitzler

Weit mehr als 100 Fragen

 

"(...) In meinem Gespräch mit AKO-Internatsleiter Christopher Haep im vorliegenden Buch beschreibt Haep, wie noch 2011 Dias aus dem „Nackte-Kinder-Nachlass“ des ehemaligen Schul- und Internatsleiters Pater Ludger Stüper gefunden wurden. Das ist eine für die Betroffenen schockierende neue Information, die erst dieses Buch liefert. Haep beschreibt auch, was mit den Dias geschehen ist. AKO und Orden haben offenbar weder die Abgelichteten bzw. die Betroffenen, die sich mit der Bilderproblematik befassen, noch die Öffentlichkeit über diese 2011 gefundenen Nacktbilder von Kindern informiert. Auch in unserem Briefwechsel mit dem Orden  in dem wir uns 2013 in den Fragen Nr. 79 bis 84 explizit nach Bildern erkundigten, wurde nichts zu diesem Nacktbilderfund geantwortet. Demnach wäre dieser aktuelle Umgang mit den Unrechtsfotos eine Neuauflage der Vertuschung von 2007, die in diesem Buch dokumentiert wird. (...)

 

Der Autor ist Sprecher der Betroffenengruppe Eckiger Tisch Bonn e. V.

 

 

 

Winfried Ponsens

Schweigen und Erinnern. Gegen das Kleinreden

 

 

(...) Wann kann jemand über Missbrauch und Gewalt reden und mit wem? Auch engste Freunde haben sich 30 Jahre lang und mehr nicht über das ausgetauscht, was damals vorfiel. Das gilt sogar für missbrauchte Geschwister, die heute damit leben müssen, dass sie das jüngere Geschwisterkind doch jeweils hätten warnen können. Und die Geschwister fragen: Warum hast du uns das nicht gesagt? Dann wären wir doch nicht …

Ich beschäme mich in jeder Erinnerung, denn ich war beteiligt. Glaubte zum Beispiel an den „faulen Apfel“, der eben aussortiert werden musste, erzählte diese Geschichte mir und anderen. Hielt selbst Ausschau nach Äpfeln mit braunen Flecken und versuchte, die eigenen Flecken zu verbergen.

Etliche von uns haben Therapien gemacht und können nun reden, viele können auch jetzt noch nicht reden. Ich selbst kann mittlerweile über das Geschehene schreiben – gewiss, aber letztlich doch deshalb, damit ich nicht darüber sprechen muss. Die Folgen von Missbrauch und Gewalt sind Teil unserer Persönlichkeit geworden.

Ehe wir über die Taten reden konnten, waren die Taten verjährt. (...)

 

Der Autor ist Betroffener des Bonner Collegiums Josephinum

 

 

 

 

 

Matthias Katsch

Erst dann sind unsere Kinder sicherer

 

"(...) Wir haben das System, das der langjährige „Starke Mann“ des AKO   Ludger Stüper SJ,  errichtet hat, ein pädophiles Himmelreich genannt. So muss er selbst das empfunden haben, so selbstverständlich hat er die Schule in allen Aspekten auf seine persönlichen Bedürfnisse ausgerichtet und dabei sowohl Schüler als auch Mitbrüder, Lehrer und Eltern sowie eine Vielzahl von Gönnern und Unterstützern für sich eingespannt. Sie alle stehen seit 2010 peinlich berührt vor der Tatsache, dass sie einem Betrüger aufgesessen sind. Und dass sie sich – die einen mehr, die anderen weniger – zum Teil seines Systems haben machen lassen. Das ist peinlich, und das ruft Abwehr hervor, wie sie die Aufklärer seit 2010 haben erdulden müssen." (...)

 

Der Autor ist Betroffener am Berliner Canisius-Kolleg und Sprecher der bundesweiten Betroffenengruppe Eckiger Tisch

 

 

 

 

Unheiliger Berg

Ein Sammelband zur Aufarbeitung von Machtmissbrauch an einer Internatsschule.

Lesungen: hagenberg_miliu@yahoo.de